Dabei haben wir festgestellt, wie viel das mit Nachhaltigkeit und unserer eigenen (Reise-)Philosophie zu tun hat. Daher haben wir Martin um ein Interview gebeten, damit ihr direkt mit seinen Worten die Zusammenhänge erfahrt. Wann habt ihr das letzte Mal eine entschleunigte Reise oder einfach einen Ausflug mit dem Rad gemacht? Spätestens nach diesem Beitrag habt ihr dafür sicherlich eine neue Motivation!
Inhalt
Der tägliche Spagat in Selbstständigkeit & Nachhaltigkeit
Daniela: Schön, dass Du Zeit hast…
Martin: Gerne!
Daniela: Mich würde als erstes interessieren, was Dich gerade persönlich beschäftigt?
Martin: Spannende Frage, die ich mir selber gerade gar nicht bewusst gestellt hatte. Aber jetzt wo du fragst: Ich glaube, tatsächlich beschäftigt mich mehr oder weniger bewusst eine ganze Menge. Der rote Faden bei allen Gedanken ist glaube ich so eine Art Spagat, denn ich täglich zu schaffen versuche und zwar auf allerlei Ebenen: Das Leben mehr genießen und mal „abschalten“. Trotzdem genug Geld verdienen, was als Selbständiger nicht von selbst passiert. Möglichst „nachhaltig“ leben, sich dabei aber nicht völlig abzukapseln. Das Weltgeschehen beobachten und dabei nicht in Panik verfallen. Irgendwie positiv bleiben und versuchen, die Welt im Kleinen schöner zu machen, auch wenn man oftmals nicht mehr viel von der Menschheit erwartet…
Ein etwas anderes Radmagazin
Cathérine: Du bist der Herausgeber des lifeCYCLE Magazins. Es gibt ja schon einige Fahrrad Zeitschriften auf dem Markt. Würdest du uns kurz erzählen, wie die Idee dazu entstanden ist bzw. was die Motivation dazu war?
Martin:
Ich habe vorher schon fast 20 Jahre Inhalte für verschiedene Radmagazine gemacht. Dabei standen für die Verlage finanzielle Aspekte immer sehr stark im Fokus, sprich der Anzeigenverkauf. Gleichzeitig gab es immer einen starken Kontrast zwischen einer eigentlich wunderbar naturverbundenen, nachhaltigen Beschäftigung – Radfahren eben. Und auf der anderen Seite ständiges Unterwegssein im Auto oder im Flugzeug. Dazu eine permanente Rastlosigkeit, um diesen Sport auszuüben und um tolle Inhalte zu produzieren. Jeden Monat brauchten wir sensationelle Geschichten und großartige News. Ein Schlüsselerlebnis war eine Pressereise in die USA, wo ein Produkt vorgestellt wurde, das keine 50 Kilometer von meinem Zuhause seinen Ursprung hat. Danach war ich eine Woche völlig platt und habe mir nur gedacht: Geht so etwas nicht anders?
Und genau das war unser Anspruch: Wir wollten ein Fahrradmagazin machen, das anders ist. Das vor allem so nachhaltig wie nur irgendwie möglich entsteht. Da mein Geschäftspartner Stephan und ich uns gerade mit unserer Content Agentur selbständig gemacht hatten, konnten wir es uns „leisten“, den typischen Fokus auf das Geld für das Magazin hinten anzustellen. Das Magazin sollte jetzt erst mal unser „erweitertes Hobby“ sein und konsequent unsere Vorstellungen von einem guten Fahrradmagazin umsetzen. Und ich glaube, das ist uns gelungen: Ich behaupte mal ganz frech, dass es kein zweites Magazin gibt, das auf eine solche Art und Weise entsteht.
Daniela: Wie hoch ist denn eure Auflage, wie oft erscheint das Heft?
Martin: Das ist ein Punkt, da muss ich immer etwas ausholen. Denn diese Zahlen sagen so wenig, zumal da auch immer gern geschummelt wird. Wenn ich erzähle: Wir drucken 30.000 Hefte, heißt das noch lange nicht, dass wir die auch verkaufen. Tatsächlich landen in Deutschland der Großteil der gedruckten Magazine in so einem Bereich wie dem Radsport im Papiermüll.
Grund dafür ist die aufwendige Vertriebsstruktur: Du musst eine gewisse Menge drucken, um überhaupt erst mal an all den Tankstellen, Supermärkten und Kiosken ausliegen zu können. Am Ende verkaufst du dann vielleicht 3.000 Hefte, aber 30.000 klingt natürlich viel besser. Und obwohl alle wissen, wie es läuft, wollen die meisten AnzeigenkundInnen lieber die wohlklingende große Zahl hören. Was es uns nicht gerade einfacher macht …
Aus diesem Kreislauf wollten wir trotzdem raus. Deshalb vertreiben wir unser Magazin selbst und ausschließlich über unseren Onlineshop. Wir haben mittlerweile viele AbonnentInnen, die uns dabei helfen, unsere Auflage zu planen. Die restlichen Magazine bleiben im Shop, bis sie ausverkauft sind. Wir drucken 2.000 Hefte, aber die verkaufen wir auch. lifeCYCLE erscheint nur vier Mal im Jahr – für bewussten Lesekonsum. Im Magazin behandeln wir überwiegend zeitlose Themen, die auch in zwei Jahren noch unterhaltsam und aktuell sind. Tagesaktuelle News kommen auf unsere Webseite.
Die Rolle des Rads in der Mobilitätswende
Cathérine: Das klingt alles danach, als hätten wir eine ähnliche Zielgruppe, nämlich Menschen, die sich mit nachhaltigen Themen – bei Dir/euch insbesondere die Mobilität – beschäftigen.
Martin: Auf jeden Fall! Wer sich für Nachhaltigkeit und Transformation interessiert, kommt um das Fahrrad ja eigentlich gar nicht herum. Das Verrückte ist ja: Das Fahrrad ist seit mehr als 200 Jahren bekannt und mittlerweile extrem effizient und ausgereift. Es ist die Lösung für zahlreiche Probleme – allem voran ist es ein Schlüssel für eine erfolgreiche Verkehrswende. Eigentlich ist es erstaunlich, dass sich immer noch so viel Menschen freiwillig mit dem teuren Auto durch die Stadt quälen.
Cathérine: Was macht genau diese Zielgruppe so interessant und gibt es weitere Aktivitäten von euch? (Wir wissen, dass ihr auch Webseiten programmiert und Bilder, Videos erstellt..)
Martin: Stephan und ich haben schon immer Dinge gemacht, die uns Spaß machen. Ich bin Radrennen gefahren und habe darüber im frühen Stadium des Internets Berichte verfasst. Dazu gehören Texte und Fotografien, später Videos. So bin ich quasi ganz von selbst „Content Creator“ geworden und musste die Homepage bauen, um das alles zu veröffentlichen. Wenn ich Dinge mache, die mir Spaß machen, fällt es mir viel leichter, mich zu 100 Prozent da reinzuhängen. Das ist der „egoistische“ Teil der ganzen Sache.
Unsere Zielgruppe ist aber auch darüber hinaus bewusst gewählt: Wir möchten Dinge positiv verändern und zum Glück gibt es immer mehr Menschen, die das auch wollen. Das spiegelt sich in unseren Themen wieder und in der Art und Weise, wie wir Dinge tun.
Daniela: Zum Abschluss noch, was sagst du zur Idee der CREATE Convention?
Martin: Ich finde die Idee großartig. Der Name sagt es ja schon: Hier wird nicht bloß konsumiert, wie es heute leider meist der Fall ist. Hier treffen Menschen zusammen, die die Vision einer schönen, positiven Zukunft teilen und gestalten gemeinsam ein Wochenende des Austauschs. Abgesehen von den Themen finde ich auch die Location mega!
Cathérine: Vielen Dank für das spannende Gespräch!
Mehr zu den Themen, die unsere Philosophien miteinander verbinden, findet ihr bei lifeCYCLE media und beim Magazin.